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„Alles für Deutschland“

So manches erscheint mir total verklemmt an diesem Staat. Alles wird durch die Brille der Ängstlichkeit betrachtet. Oh Gottogott, was haben mal die Nazis dazu gesagt? Für mich ist es völlig ohne Belang, was wann welche Idioten von sich gegeben haben. Wieso muss ich mir Asche aufs Haupt streuen, wenn ich mich mal für mein Land begeistere? Das tun doch fast alle – bei großen Sport-Events zum Beispiel, oder dürfen Franzosen etwa nicht mehr rufen „Vive la France“. Oder die Polen nicht mehr singen „Noch ist Polen nicht verloren“ oder die Italiener „Viva Italia!“ – warum sollten etwa unsere Sportler bei den olympischen Spielen nicht „alles für Deutschland“ geben?

Dieses unselige Nazi-Kapitel hat unsere Vorfahren doch – glücklicherweise – nur zwölf böse Jahre lang vergiftet und beherrscht: von 1933 bis 45. Deswegen sollen nun alle nachfolgenden Generationen schuldgebeugt durch die Welt kriechen? „Alles für Deutschland“ haben damals die SA-Leute gebrüllt (und brüllen müssen). Soll unsere Mannschaft im Sommer 2024 – also 90 Jahre später – etwa „nicht alles für Deutschland“ geben? Was für ein Krampf! Und nebenbei bemerkt: mit ihrer verbalen Verkrampfung machen die Mahner Millionen Jugendliche ja erst auf die SA-Parolen aufmerksam!

Mich interessieren Leute wie diese „Reichsbürger“ nicht. Für mich sind das Spinner. Mich interessieren, gerade in der Politik, Offenheit, Ehrlichkeit und Können. Darauf sollten all die Hochmoralisten und vermeintlichen Gutmenschen mal sehr viel mehr achten. Wenn sie keine anderen Sorgen haben als „alles für Deutschland“ zu bemäkeln, dann scheint es ihnen ja gut zu gehen. Und dann ist „alles gegen Deutschland“ gar nicht mehr weit. Ein Blick auf die Handelsbilanz wäre jedenfalls wichtiger als dieses ewige deutsche „mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa“.